Lost in Paradise
„Ich habe geträumt der Krieg wär vorbei. Du warst hier und wir war´n frei.“
Das Theaterstück Lost in Paradise zeigt perspektivenreich die Lebenswelten von Einheimischen sowie neuzugewanderten Jugendlichen auf. Von Gruppenstrukturen und Leistungsansprüchen über Liebe und ihren – von der Gesellschaft – auferlegten Grenzen, von Verständnis bis hin zu Wut und Eifersucht. Unserer Gesellschaft wird ein Spiegel vorgehalten: Mit Gesang, Tanz und Schauspiel wollen die 36 Jugendlichen die Zuschauer berühren und zum Nachdenken anregen. Premieren Termin 26. und 27. November in der TKH, am Aegi
Verloren im Paradies? Der Titel mag für einige zunächst verwirrend klingen, spiegelt aber die Innenwelt vieler Menschen wieder – nicht nur von den Geflüchteten. Das Stück vermittelt einen Blick in die Seele und zeigt die Emotionen eines Menschen, die meist tief im Inneren versteckt bleiben. Zwei Cliquen treffen hier zusammen. Der Spielort: eine Turnhalle. Die Zuschauer sitzen mitten drin. Hier wird geschwitzt, hier hört die Privatsphäre auf, der kleinste gemeinsame Nenner. Fiktion und Realität verschwimmen. Welten prallen aufeinander und erscheinen unüberwindbar. Leben, lieben, lachen, dass muss Mia, die Anführerin der Einheimischen, erst einmal von dem Neuzugewanderten Simion lernen: „Wir sind frei, wenn wir geboren werden, aber schon kurz darauf wachsen wir mit den Werten unserer Eltern und den Normen der Gesellschaft auf“, erkennen beide. So bestimmen zunächst Vorurteile – auf beiden Seiten – aber auch Liebe und Gefühle das Zusammentreffen.
Frei, Freiheit, Frei sein. Wie unfrei sind wir in all unserer Freiheit? Während die einheimischen Jugendlichen sich in der deutschen Gesellschaft im vorherrschenden Leistungsdruck durch Schule und Ausbildung beweisen müssen, sehen sich die geflüchteten Jugendlichen vor allem mit Behörden, Formularen, Verordnungen und Gesetzen konfrontiert und müssen zugleich mit ihren Fluchterfahrungen und häufig mit dem Verlust ihrer Familien zurechtkommen.
Spielen die Jugendlichen sich selbst oder eine Rolle? Das Stück spielt sowohl mit der von Aristoteles gepredigten Katharsis wie auch mit Brechts Verfremdungseffekten. Hinterfragen ist hier die Devise. Die Handlung baut auf den Erfahrungen der Jugendbegegnung im Projekt auf und bezieht gleichzeitig Fragmente aus Politik, Medien und Werbung mit ein.
Das Licht ist aus, die Musik geht an. Die Darsteller drängen nach vorne und wieder zurück. Im Takt. Wie ein Puls. Wie ein schlagendes Herz. Ein Kampf. Ein Tanz. Alle Bewegungen sind gleich und dennoch ganz anders. Untermalt wird die Choreografie zum Auftakt der Inszenierung mit der Musik von „Rhythm of the Heat“, die den Zuschauer auf den Weg der Jugendlichen mitnimmt. „Wut, Verzweiflung und ein bisschen Verrücktheit: Das Gesehene ist nicht leicht zu fassen, schwierig zu beschreiben und löst doch im Betrachter tief innen etwas aus“, sagt Ellyn S., 20 Jahre aus dem Publikum. „Man hat das Gefühl, persönliche Geschichten zu sehen, obwohl die Gruppe zugleich wie eine homogene Masse wirkt.“
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